The Accountant

Schlagkräftiges Rechnungswesen

Vorab: Der Film „The Accountant“ ist ein Knaller. Nicht nur, dass der Arbeit eines Accountants endlich die angemessene Würdigung widerfährt, zumindest seit den Untouchables, deren Buchhalter Al Capone zur Strecke brachte – auch die Vielschichtigkeit des Films mit seinen vielen Facetten garantiert ein umfängliches Kinovergnügen.

Nicht zuletzt die Actionszenen: Mit Anleihen bei James Bond, Bloodsport, amerikanischen FBI-Thrillern, drei Engeln für Charlie oder gar Batman, bei dem ebenfalls ein zwielichtiger Held einem die Schurken ans besser liefert und den offiziellen Stellen nicht ganz legal erworbenes Wissen weitergibt, gelingt dem Regisseur eine wunderbar ausbalancierte Mischung verschiedener Genres.

Das etwas dick aufgetragene und sehr hollywoodtypische Finale kann man angesichts des ausgezeichneten Gesamtwerks gut verkraften. Nur das Feuilleton der Süddeutschen kommt wahrscheinlich nicht auf seine Kosten.

Der Lagebericht

Ein autistischer Junge mit einem legendären Zahlenverständnis, der zusammen mit seinem Bruder  (von dem er später getrennt wird) von seinem kampfsportbegeisterten Vater, einem Offizier der US-Army, streng erzogen und entsprechend ausgebildet wird, wird als Erwachsener nach seiner Verhaftung nach einer tödlich verlaufenden Schlägerei, bei der sein Vater ums Leben kommt, im Gefängnis von der Steuerfahndung angeheuert, um die interne Buchhaltung von Verbrecherorganisationen nachzuvollziehen.

Sein Ersatzvater und Mentor im Knast, der frühere Buchhalter eines Syndikats, mit dem man ihn in dessen Zelle zusammenbringt, wird nach seiner Entlassung von eben dieser Mafia-Familie zu Tode gefoltert. Der Accountant startet einen Rachefeldzug und ist danach für verschiedene kriminelle Organisationen als Buchhalter tätig. Seine Kenntnisse übermittelt er allerdings anonym einem leitenden Fahnder der Steuerfahndung.

Als ihm eine Analystin der Steuerfahndung auf den Fersen ist, nimmt er auf Anraten von „The Voice“, eine den Zuschauern bis fast zum Schluss unbekannt bleibende weibliche Person, die ihn führt und per Telefon alles für ihn arrangiert, einen Prüfungsauftrag bei einem vermeintlich seriösen Unternehmen an. Dort entdeckt „The Accountant“ umfängliche Betrügereien. Dabei lernt er eine junge Buchhalterin kennen, die beiden kommen sich näher und werden von dem zunächst unbekannten Drahtzieher des Betrugs gejagt. Der Accountant geht zum Gegenangriff über, es kommt zu einem holllywoodtypischen Showdown mit ein paar überraschenden Wendungen – perfekte Action und Kampfszenen.

Die streng persönlich subjektiven Highlights

Fachlich finde ich die Szene göttlich, bei der der Accountant einem ums wirtschaftliche Überleben kämpfenden älteren Farmerehepaar in trockenstem autistischen Buchhalterdeutsch mal eben mit ein paar virtuosen Interpretationen der Steuervorschriften die Existenz sichert. Da fühlt man sich doch gleich an die schon surreal anmutenden Diskussionen um den Ansatz eines Arbeitszimmers in Deutschland erinnert.

Persönlich begeistert mich die Erwähnung von „Crazy Eddy“, einer verrückten Elektronikkette in den Achtzigern, die jeden Preis unterbot und – kein Scherz! – bei der ich selbst mit Begeisterung 1987 während meines mehrmonatigen Praktikums in Manhattan ein damals ultramodernes Radio-Headset erwarb. Hach …

Mir war allerdings nicht bekannt, dass „Crazy Eddy“ die Vorlage für den Plot des Aktien- und Steuerbetrugs im Film lieferte. Wieder was gelernt.

Vor allem aber fand ich die schräge Mixtur von Thriller, Wirtschaftskrimi, Melodram über Autismus, Actionfilm, sehr gelungen. Auch weil der ironisch-hunmoritsische Einschlag nicht zu kurz kam. Wobei ernstzunehmende Fragen über den Umgang mit Autisten und „unnormalen“ Leuten („Define: Normal“) oder die Interpretation und Beugung des Rechtssystems bei der Verbrechensbekämpfung durchaus clever angesprochen wurden.

Fazit für „The Accountant“: Klare Empfehlung!